Auf Impfungen verzichten, Kinder ohne Hilfe im Wald gebären, Lebensmittel aus den Mülltonnen fischen – manche „Back to the roots“-Bewegungen sind für einen Großteil der Gesellschaft doch eher schwer nachzuvollziehen. Ähnlich ging es mir, als mir das Buch „Lust auf Frische“ in die Hände fiel. Autorin Marie Cochard verzichtete ein Jahr auf ihren Kühlschrank. Ja, richtig gelesen: Auf ihren Kühlschrank! Eines der Geräte im Haushalt, die ich zusammen mit Herd und Waschmaschine am unverzichtbarsten halte.
Total verrückt, dachte ich also. Aber die Welt ist wie so oft nicht nur schwarz und weiß – und so habe ich dieses Buch mit großen Interesse gelesen – und in der Tat die ein oder andere gute Anregungen gefunden. Und wer sich jetzt die naheliegende Frage stellt: Nein, auf meinen Kühlschrank werde ich in Zukunft nicht verzichten. Aber den ein oder anderen Kniff werde ich sicher in Zukunft anwenden.
Worum geht es der Autorin tatsächlich?
Letztlich preist die Französin Cochard Werte rund ums Essen an, die ich voll unterschreiben kann: Sie versucht Lebensmittelverschwendung einzudämmen, sie versucht so regional, frisch und nach Bedarf zu kaufen, wie es geht, sie ist auf der Suche nach einem besseren Geschmack. Und Marie Cochard hat sich auf eine Spurensuche begeben, wie unsere Großeltern oder Urgroßeltern Lebensmittel haltbar gemacht haben.
Sehr spannend und hilfreich fand ich ihre Tipps, wie sich manche Lebensmittel sogar besser halten als im Kühlschrank. Ein paar Beispiele:
- Neu war mir, dass sich Möhren sehr lange halten, wenn sie in einer Sandkiste gelagert werden.
- Radieschen bleiben mehr als eine Woche frisch, wenn sie mit dem Blätterstrauch nach unten in einem Wasserglas aufbewahrt werden. Die Radieschen selbst dürfen dabei aber keine Berührung mit dem Wasser haben. Der Radieschenstrauß macht sich sogar ganz hübsch auf der Fensterbank.
- Brot bleibt am längsten frisch, wenn es in ein Leinen eingewickelt wird. Und im Brotkasten sorgt ein frischer Apfel dafür, dass die Kruste knusprig bleibt.
Und so gibt Cochard viele weitere Tipps, wie sich Lebensmittel auch außerhalb des Kühlschranks aufbewahren lassen. Positiv am Buch: Die Autorin berichtet von ihren Erfahrungen, ist aber alles andere als missionarisch unterwegs. Ein bisschen klingt zwischen den Zeilen und in der Bildsprache der Fotos eine Sehnsucht nach der „guten alten Zeit“ mit. Das kann man mögen – oder aber auch nicht.
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Philip (Samstag, 26 Oktober 2019 15:34)
Ich lebe seit ca. 2 Monaten ohne Kühlschrank. Da ich alleine lebe und einfach bewusster mit Nahrungsmitteln umgehen wollte, hab ich es einfach Mal ausprobiert.
Es geht super gut, ich kaufe einfach immer nur das ein, was ich auch verbrauche und kaufe nicht unnötig viele Lebensmittel ein. Frische Milchprodukte muss man teils verzichten, aber auch das fällt mir einfacher als ich dachte. Generell gekühlte Sachen kaufe ich einfach und bereite sie sofort ohne Zwischenlagerung zu.
Ich spare echt Geld und auch Strom, durch die bewusste Ernährung fühle ich mich auch gesünder und habe einfach so teils an Gewicht verloren